Faszinierend wie das Drama unser Leben bestimmt. Drama – laut Lexikon (wikipedia): „ist ein Oberbegriff für Texte mit verteilten Rollen. Die Dramatik ist neben Epik und Lyrik eine der drei grundlegenden literarischen Gattungen.“ Ein Spannungsbogen zieht sich meist durch mehrere Akte. „Das Hauptkennzeichen des Dramas nach Aristoteles ist die Darstellung der Handlung durch Dialoge.“ Davon zu unterscheiden ist die Erzählung. Eine interessante Mischung aus beiden ist die heutige Geschichte im Evangelium des Tages.
„Sie kamen nach Kafarnaum. Am folgenden Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte. Und die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der (göttliche) Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten.
In ihrer Synagoge saß ein Mann, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien:
Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes.
Da befahl ihm Jesus: Schweig und verlass ihn!
Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei.
Da erschraken alle und einer fragte den andern: Was hat das zu bedeuten? Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet. Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl.
Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.“ (Mk 1,21-28)
Während im Mittelteil der Dialog und die Aktionen Jesu, des besessenen Mannes und des Volkes im Vordergrund stehen, bildet der Anfang und das Ende die Rahmenerzählung. Sehr schön herausgearbeitet auch der Spannungsbogen: bis zur Geistesaustreibung ansteigend und dann mit dem Response der Anwesenden abfallend. Ein für das Drama typischer Spannungsbogen.
Auch wenn in dieser Geschichte scheinbar nicht viel passiert, so ist doch das Ergebnis – für den heutigen Leser vielleicht nicht so prickelnd – für den damaligen Zuhörer und -schauer exorbitant. Daher auch dieser Ausruf: „Was hat das zu bedeuten? …“ (faszinosum et tremendum).
Die alles entscheidende Frage, die sich mir immer wieder beim Lesen solcher dramatischen Texte stellt: Lassen wir uns noch von irgendetwas oder irgendwem faszinieren? Erschrecken wir noch heute, wenn wir an das Unfassbare der Botschaft Gottes durch Jesus Christus denken? Weil Gott auch immer der ganz Andere ist, sollten wir dieses Erschaudern vor seiner Größe und Allmacht in unserem Glauben nie vergessen. Mit einem Wort: Gottesfurcht. Und das meint nicht: sich fürchten vor Gott, ihn aber anerkennen als Richter, Lenker und Schöpfer meines Lebens und dessen aller Lebewesen und allem, was sichtbar oder unsichtbar ist. Gottesfurcht bedeutet auch: Die Gebote Gottes beachten uns danach handeln. In den Psalmen heißt es: „seinen Bund bewahren, an seine Gebote denken und danach handeln“ (Ps 103,18). Letztendlich den Glauben an den dreifaltigen Gott bekennen, ja bis in die letzte Konsequenz der Nachfolge, bis in den Tod. „Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn“ (Röm 14,8).
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