Die (deutsche) Kirche, alte Männer und ihre Beziehung zur Wahrheit

Nicht erst in den letzten Wochen erschüttern die Christinnen und Christen in deutschen Bistümern und in der deutschen katholischen Kirche Nachrichten von sexualisierter und systemischer Gewalt von Kirchenvertretern in leitenden Positionen, vor allem Priester und Bischöfe sowie deren Berater. Dazu gehören auch Vertuschungsversuche in der Vergangenheit und Gegenwart.

Gemäß einem Gutachten aus dem Erzbistum München -Freisingen hat wohl auch der Erzbischof Ratzinger in seinen Jahren als Oberhirte von München-Freisingen zumindest von einem Fall gewusst aber nicht entsprechend gehandelt. Doch das scheint angesichts der Kirchenaustrittszahlen schon wieder Schnee von gestern zu sein.

Tausende wenden der Kirche den Rücken zu und es sind nicht die üblichen Verdächtigen sondern die früher Aktiven. Viel zu lange werden längst fällige Reformen aufgeschoben. Das Motto: Ach, die Kirche rechnet nach Jahrhunderten nicht nach Stunden. Eines ist sicher: Diese Haltung der ewig Gestrigen ist kontraproduktiv, was das Leben der Menschen in dieser Zeit anbelangt.

Warum verhalten sich die Machthaber in der Kirche in dieser Weise. Ein Grund könnte das unter Managern als Klassiker bekannte Peter-Prinzip sein, welches meiner Meinung im besonderen eben für die Hierarchie in der Kirche gilt. Jeder Mann (Priester) steigt in der Hierarchie der Kirche auf bis er zur Stufe der absoluten Unfähigkeit gelangt ist. Deshalb sollten Päpste, Kardinäle und Bischöfe rechtzeitig über ihren Rücktritt nicht nur nachdenken sondern diesen auch vollziehen. Für mich ist dies vollkommen logisch: Je älter man wird um so weniger Überblick hat man über all das, was vor sich geht. Man wird von Beratern abhängig, die man sich nach dem Harmonieprinzip aussucht, d.h. die möglichst dieselbe Meinung vertreten, die man selbst hat. Das geht dann bis zum Ende der Eigenständigkeit immer einhergehend mit einem rapiden Verlust des Realitätsinnes. Andere nutzen den faktischen Machtverlust zu ihren Gunsten aus. Das schadet wiederum der Kirche im allgemeinen.

Die Jugend, die noch etwas verändern könnte, wird von den alten Männern vergrault und z.T. aus der Kirche herausgedrängt, denn sie gilt als eine Zeit des Lernens (Lehrjahre sind keine Herrenjahre) und somit auch als eine Zeit der Unerfahrenheit. Aber auch das Gegenteil sollte man nicht außer acht lassen: Alter schützt vor Torheit nicht! Das Peter-Prinzip trifft letztendlich jeden Mann und jede Frau.

Angst vor der Spritze?

Warum lassen sich ca. 40 Prozent der Bevölkerung Deutschlands nicht impfen? Da gibt es viele Gründe, die aber weil es viele sind, nicht unbedingt gut sein müssen.

  1. Kinder und Jugendliche – noch gar nicht von der Impfkommission im Blick, oder zumindest nur unzureichend! Das wird noch heftige Diskussionen geben, wenn in allen Bundesländern die Schule wieder begonnen hat nach den Sommerferien.
  2. Verschwörungstheorien – meist auch Grundlage von modernen Legenden und Sagen. Eines ist sicher: Über die Wirkung der Impfung können wir erst in Zukunft etwas sagen. Fake News sind aber a) die Erzählungen, die behaupten, es gäbe keinen Virus; b) die Impfung würde mehr schaden als nützen und die Nebenwirkungen seien gravierend und weit verbreitet; c) an meinen Körper lasse ich keine Chemie (na da möchte ich mal das Haupthaar jener Leute sehen), [weil Gott es so will].
  3. Letzteres: Weil Gott es angeblich so will, ist eine schon weit verbreitete evangelikale Ansicht, die aus einer sehr beschränkten Weltsicht entspringt. Dazu zählt unter anderem die These, es gäbe keine Evolution; Gott hat die Welt in sieben Tagen erschaffen, so wie es in der Bibel geschrieben steht.
  4. Unwissenheit und Verunsicherung unter Bevölkerung mit Migrationshintergrund oder unter Menschen verschiedenster Glaubensrichtungen, hervorgerufen u.a. durch unwissende Führer oder wissentlich verbreitete Fake News.
  5. „Querdenker“ und „Verteidiger des Abendlandes“. Protestler gegen die Politik der Bundesregierung oder gegen jegliche Politik (Populisten).

Sicher gibt es noch mehr Gründe. Eines aber ist sicher: Wenn wir nicht die sog. Herdenimmunität erreichen, werden wir mit Mutationen und erneuten schwierigen Erkrankungen und Folgeerkrankungen (sog. Long-Covid) rechnen müssen. Ich persönlich wäre für eine Pflichtimpfung für die ganze Bevölkerung (vor allem aber für: LehrerInnen und ErzieherInnen, PflegerInnen in Seniorenheimen, Kliniken und Arztpraxen, für alle ÄrztInnen). Aber wie das immer so ist: Freiheit geht vor Gleichheit und Brüderlichkeit (Solidarität). Ich lasse mir meine persönliche Freiheit doch nicht nehmen! Doch wie frei bin ich eigentlich wirklich? Bin ich nicht längst schon von Fake News und Verschwörungstheorien und Populismus so abhängig, dass ich schon gar nicht mehr so frei bin, wie ich es mir einreden möchte [oder wie es mir eingeredet wird]?!

Urlaub adé

Die schönste Jahreszeit ist für manche der Karneval (Fasching), für mich aber der Urlaub. Dabei ebtspanne ich gern in den Bergen, den Alpen. Nun aber ist sie zu Ende, die schönste Jahreszeit und ich bin wieder in den Niederungen des Alltags angekommen. Und der Alltag hat heuer einen besonderen Kick: Corona. Auch im Urlaub war vieles wegen der Schutzmaßnahmen anders. Am meisten haben mich die gedankenlosen Menschen geärgert, die im Bus direkt neben mir sitzen wollten oder jene, die im Bus keine Maske getragen haben. Gedankenlos oder bewusst grob fahrlässig? Sicher tragen solche Menschen, die vor allem auf den Balearen oder in Kroatien regel- und zum Teil zügellose Parties gefeiert haben, zu einem erneuten Anstieg der Infizierten bei.

Das Schönste am Urlaub ist für mich, dass ich allein auf Wanderschaft gehe. Sicher auch ein hohes Risiko, das man vielleicht auch nicht eingehen sollte. Dennoch schätze ich das Risiko höher ein, in einem voll besetzten Bus oder einer Bar oder auf einer braun infizierten Anti-Demo an Covid 19 zu erkranken, als vom (trockenen) Steig abzurutschen und in den Abgrund zu stürzen. Du musst vor dem Berg Respekt haben und auch beim Wandern gewisse Regeln beachten. Das war schon immer so und das wird dir jeder Bergsteiger oder -führer sagen.

Drei Dinge sind besonders wichtig: Gute Ausrüstung, entsprechende Kondition und gute Tagesform. Man sollte nicht ins Hochgebirge gehen, wenn eine Schlechtwetterfront angekündigt ist. Und der Satz: „Ich zieh das jetzt durch, schließlich habe ich nur die paar Tage Urlaub im Jahr“ ist der schlechteste, den man aber immer wieder hören oder zumindest erahnen kann.

Und in den Niederungen des Alltags sind wie im Urlaub auch Schutzmaßnahmen notwendig. Wir sollten nicht auf die Gefährder hören und uns und unsere Mitmenschen weiterhin schützen.

Gott macht Urlaub

Ist denn das die Möglichkeit? Gott kann doch nicht einfach so Ferien machen? Was wird aus seiner Schöpfung, aus uns, und wohin will er denn in Urlaub fahren? Nirgendwo ist es doch so schön, wie auf unserer Erde, in unserer Galaxy, in unserem Universum!!!

Keine Angst! Gott ist dann nicht mal weg! Hoffe ich jedenfalls! Wenn durch Jesus Gott aber in besonderer Weise mit den Menschen verbunden ist, so bete ich jedoch dafür, dass er nicht gerade diese menschliche Eigenschaft ausleben muss: Urlaub von Gott zu machen. Das hiesse nämlich, dass Gott Urlaub vom Menschen machen könnte. Und was das bedeutet, möchte ich nicht wissen.

Also Leute: Macht Urlaub! Aber nicht ohne Gott! Und wenn am Sonntag eine Kirche in eurem Urlaubsort die Glocken laut leuten lässt, so nehmt das als Einladung und nicht als Ruhestörung.

Corona in den USA

„Die Dummheit des Menschen ist unfassbar.“ In Anlehnung an den 1. Artikel des Grundgesetzes Deutschlands nehme ich oftmals diesen Satz in den Mund. Als ich gerade den nachfolgenden Beitrag gesehen habe, musste ich wieder daran denken. Wie gut passt doch der Gedanke der Freiheit zur Dummheit des Menschen, in diesem Fall des Texaners, des dummen Amerikaners schlechthin.

Ich will nicht sagen, dass alle Amerikaner oder alle Bauern dumm sind, aber diese Rinderzüchter scheinen es ihrem Vieh gleichzutun. Oder sollten diese Dummköpfe vom Rinderwahn befallen sein? Und überhaupt scheint man Freiheit in Amerika mehr und mehr mit Anarchie zu verwechseln. Jeder Amerikaner ist frei und diese Freiheit soll nicht einmal vom Staat beschränkt werden!? Was ist das für ein Demokratieverständnis eines Landes, das so stolz auf seine Demokratie ist?

In einer Demokratie muss aber die Freiheit des Einzelnen zugunsten der Freiheit aller/vieler begrenzt werden: durch Gesetze. Aber das ist für viele schon Verschwörungstheorie. Und wenn dann doch wieder ein Terrorist in den wohlgepflegten Vorgarten kackt und das eigene Waffenarsenal zur Verteidigung nicht ausreicht, dann schreien doch alle wieder nach dem Staat und beschweren sich über die mangelnde Polizeipräsenz. Was für scheinheilige Presbyterianer! „In God we trust!“ Poor Amerika! Poor stupid people!

Bisher hatte ich das Gefühl: Wenn die Welt untergeht, dann zuerst in den USA! Das speiste sich bisher auch aus zahlreichen Filmen, die dieses Land ja selbst produziert und stolz mit Happy End in die Welt verbreitet. Nun muss ich sagen: Mein Gefühl verdichtet sich zur Gewissheit! Die Welt wird zuerst in den USA untergehen, und zwar in Texas!!! Ohne Happy End!

Fallzahlen in den U.S.A. (vgl. The New York Times)

Bitttage

Auch wenn die Bitttage zur Zeit der Eindämmung der Corona-Pandemie in den katholischen Landen nicht in gewohnter Weise begangen werden können, so sollen doch die Hl. Messen an diesen Tagen vor Christi Himmelfahrt den Charakter einer Bittmesse nicht verlieren.
Es ist eine alte Tradition die drei Tage vor Christi Himelfahrt als Bitttage mit Flurumgängen und Gottesdiensten zu begehen.

470 u. Z. hat der Bischof Mamertus (in Norddeutschland, Südfrankreich und -spanien auch als sog. „Eisheiliger“ bekannt) in Vienne (Gallien, heute Südfrankreich) erstmalig Bittprozessionen abgehalten, weil seine Heimatstadt von Erdbeben und Katastrophen in kürzester Abfolge heimgesucht wurde. Es waren auch damals schon 3 Prozessionen zur Abwendung von Gefahren und zur Erflehung göttlicher Hilfe. Die hierfür erstellten Litaneien und Bittgebete verbreiteten sich in ganz Gallien und Spanien. Die Allerheiligenlitanei, wie wir sie heute noch beten, war und ist Bestandteil dieser Bittgänge.

Warum aber Gott bitten? Wenn er allmächtig ist, weiß er doch schon, was uns fehlt, oder was wir benötigen. Das Evangelium weist uns aber eindeutig darauf hin: „Bittet, so wird Euch gegeben werden! Klopft an!“ – „Wo zwei oder drei in meinem Namen bitten…!“ – „Bittet, worum immer ihr bitten wollt!“ Und auch Jesus bittet den Vater um den „anderen Beistand“ – wie wir es im Evangelium heißt -, den „Geist der Wahrheit“, der die Liebe Gottes in der Welt präsent hält.

Gott um etwas bitten (meistens in Zeiten der Not aber auch sonst ganz hilfreich) heißt nichts anderes als: Sich Gott anvertrauen, alles, ja mein ganzes Leben in seine Hand zu legen.

Menschen, die wenig beten, richten ihre Bitten irgendwann in ihrem Leben doch an Gott, nämlich dann wenn sie in Not sind; einen großen Fehler gemacht haben oder vor schweren Prüfungen oder auch den Katastrophen unseres Lebens stehen. „Lieber Gott, bitte, bitte mach, dass doch das und das eintrifft (oder im anderen Falle eben nicht eintrifft)…“

Gott kann es erfüllen und wird es in seiner Gnade auch erfüllen . Und dieses Vertrauen ist nichts anderes als der Ausdruck unseres Glaubens, der göttlichen Liebe und einer grenzenlosen Hoffnung.

Der SARS-Cov 2 Virus und die Verkalkung

Es ist eine Schande für die Kirche Jesu Christi, wie sich so manche alten zölibatären Männer äußern. Kardinal Müller (ehem. Präfekt der Glaubenskongregation und anerkannter Gegner Papst Franziskus‘) meint doch allen Ernstes, er habe sich gar nicht zum Thema Corona, Impfung und Weltverschwörung geäußert (siehe Domradio). Keine einzige Zeile stamme von ihm. 😉

Das mag zwar in der Sache korrekt sein, aber wenn ich etwas unterschreibe, dann stehe ich zu den Äußerungen, die ich da unterschreibe; und gebe damit auch kund, dass das Geschriebene meine Meinung darstellt. Wie können intelligente Menschen, die immerhin einen solchen Werdegang bis in die Spitzen der kirchlichen Macht über eine beachtliche theologische Laufbahn geschafft haben, einen solchen Verschwörungsunfug unterschreiben und in die Welt setzen.

Wenn man sich auf die Internetseite der Aktion begibt, wird man aufgefordert zu unterschreiben. Klickt man auf die Unterseite All signatories , so stellt man fest, dass anscheinend keiner unterzeichnet hat (sehr witzig: „Um die Privatsphäre der Unterzeichner zu gewährleisten und zum Schutz der Daten, ist die komplette Liste nicht mehr erreichbar.“).

Immerhin geben sich die Hauptübeltäter zu erkennen: Main signatories. Und es stellt sich wieder einmal heraus: Die mit der fortgeschrittensten Verkalkung stehen an oberster Stelle der Liste. Ein gutes deutsches Sprichwort sagt: „Alter schützt vor Torheit nicht“. Wer sich in solcher Weise äußert und dazu noch vehement den Fortschritt in Medizin und Wissenschaft leugnet, gleicht einem Kind, das die Augen sich verbindet und blindlings dem Führer der Lemminge anvertraut, der diese dem Abgrund entgegenführt, in den die Lemminge sich freudig hinabstürzen. Und nachher will es wieder keiner gewusst haben; und alle wollen sie nur Befehlen gefolgt sein. Die Schuld haben doch allein die Führer, die sich feige aus dem Leben geschlichen haben.

Also ihr lieben Christenmenschen: Finger weg von solchen populistischen, ultra-fundamentalischen Verschwörungstheorien und Fake-News, deren Grundlage die Worte des Versuchers Jesu sind (vgl. Mt 4,9.10). Wehret den Anfängen! Aber: Es sind schon lange keine Anfänge mehr. Schaue ich mir die Welt von heute an, so muss ich resümierend feststellen:
Ein Großteil der Welt wird von populistischen Diktatoren beherrscht, die der Demokratie schon nachhaltig geschadet haben durch Lügen, Intrigen und Fake-News und durch eine Pippi-Langstrumpf Mentalität: „Ich mach mir die Welt, wie sie mir (Trump, Putin, Erdogan, Orban, Johnson, Jinping, Kim Jong-un, Bolsonaro, …) gefällt.“ Auch wenn ich dazu den Klimawandel, die Notwendigkeit von Impfungen und sämtliche wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten hundert Jahre leugnen muss.

Politik und Religion

Als Jugendlicher habe ich mich eher als unpolitischen Menschen gesehen. Ich war nie in einer Partei; und außer in der FDJ auch keiner anderen gleichartigen Vereinigung. Aber ich war schon immer Pazifist.

Da liegt dann wohl auch der Knackpunkt, weshalb ich über die Jahre zu der allgemein anerkannten Überzeugung gelangt bin, dass es keine unpolitischischen Menschen geben kann. Jeder und jede hat so seine Vorstellungen, wie die Welt ist und wie sie seiner Meinung nach sein sollte. Ich muss keiner Partei angehören, ich muss in keinem Parlament tätig sein. Allein wie ich mein Leben gestalte, macht mich zu einem sozialen Wesen und zu einem Politiker.

Letztendlich ist jeder Mensch, der am Stammtisch oder in der Familie seine Meinung kundtut ein politisches Wesen. Auch jeder, der dem gerade so beliebten Populismus anheim fällt (was ja am Stammtisch besonders gut geht).

Da sind dann auch die Medien, die die politischen Meinungen anheizen. Die klassischen Medien, die gerne von den Populisten als Lügenpresse beschimpft werden: Radio, Zeitung, Zeitschriften und Fernsehen. Und auf der anderen Seite das Internet mit seinen sozialen Medien: Facebook, Instagram, Twitter und WhatsApp (u.ä.), um nur die wichtigsten zu nennen, nicht zu vergessen das Darknet, aus dem die anderen Sozialmedia mit Fakenews und Schlimmeren beliefert werden. Fakenews verbreiten, scheint eh eine neue Sportart geworden zu sein. Dabei hilfreich: das Gewissen nicht zu haben oder ausschalten zu können, was heutzutage schon von Kindesbeinen an, v.a. in der Schule, trainiert wird. Auch bemühte Journalisten springen auf den populistischen Zug auf oder tappen in so manche Falle, weil sie zu oberflächlich recherchieren.

Kann ich als Christ politisch sein? Durchaus, denn Jesus hat sich schon damals zu brisanten gesellschaftlichen und religiösen Fragen geäußert, Stellung bezogen und von den Leuten gefordert. Nicht jeder muss dabei ein parteipolitisches Amt antreten. Es reicht, wenn sich jeder eine klar nachvollziehbare Meinung bildet und diese aus seinem erwachsenen und mündigen christlichen Glauben auch gegenüber der Welt (Arbeitskollegen, Familie, Schulkameraden etc.) vertritt. Dazu ist es immanent notwendig, den Glauben zu stärken und sich auch eine dezidierte religiöse Meinung zu bilden. Die Trennung von Kirche und Staat – an deren Notwendigkeit zum Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft keiner rütteln möchte – hat leider zu irrigen Meinungen geführt, dass z.B. Religion Privatsache sei und Christen keine Politik machen sollten. Leider hat zu der letztgenannten Meinung auch die CDU/CSU aktiv beigetragen, v.a. im areligiösen Osten der Republik.

Hass und Liebe

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Die größte Schwäche der Gewalt liegt darin, daß sie gerade das erzeugt, was sie vernichten will. Statt das Böse zu ver­ringern, vermehrt sie es.

Durch Gewalt kann man den Lügner ermorden; aber man kann weder die Lüge ermorden noch die Wahrheit aufrichten. Durch Gewalt kann man den Hasser ermorden, aber man tötet den Hass nicht.

Gewalt verstärkt nur den Hass. Das ist der Lauf der Dinge. Gewalt mit Gewalt zu vergelten, vermehrt die Gewalt und macht eine Nacht, die schon sternenlos ist, noch dunkler. Dunkelheit kann die Dunkelheit nicht vertreiben; das kann nur das Licht. Hass kann den Hass nicht vertreiben; das kann nur die Liebe.

Martin Luther King

Traditionalistisch – Fundamentalistisch

Lange hatte ich folgenden Artikel im Köcher. Jetzt aber, wo alle Welt von den Leuten schwätzt, die sich funfamentalistischen Strömungen des Islam anschließen und sich radikalisieren – wobei die Frage bleibt, ob der IS überhaupt muslimisch ist – habe ich mir gedacht, kannst du ja auch mal über die Tradis/ Fundis in der Römisch-Katholischen Kirche palabern. Nach all der Zeit (zuletzt revidiert 18.11.2011) findet man sogar noch alle Links, auf die der Post verweist.

Wer hätte das gedacht: Gott versteht nur Latein. Ich wusste es immer. Alles andere ist „Geschwätz mit dem Nachbarn“. Wenn ich also in Deutsch zu Gott bete, dann versteht er mich gar nicht. Jetzt wird mir so manches klar: Wir brauchen die Messe des extraordinären Ritus, weil wir als muttersprachlich deutsche Katholiken gar nicht von Gott verstanden werden und deshalb in Form des Latein vor sich hermurmelnden Priesters einen Fürsprecher brauchen. Er ist ja als einzig wahrer und verständiger geweihter Christ in der Lage oder besser gesagt von Gott dazu auserwählt, meine Gebete zu transformieren.

Wem hält hier der Priester die Hostie entgegen und warum?

Manche Leute schnipseln sich die Videos so zurecht, wie sie es für ihre Propaganda brauchen. Siehe auch: Katholische Konterrevolution. Wirklich furchtbar ist das. Dabei heißt es doch: Du sollst nicht lügen. Ich frage mich, welches Kirchenbild hier vermittelt werden soll? Und die einzig brauchbare Antwort, die mir auch jeder normale Mensch geben wird, ist: Die Kirche steckt doch noch im Mittelalter. Fragen der Neuzeit werden als irrelevant und böse abgestempelt. DIALOG wird mit DIABOLOS gleichgesetzt. Der Weltsicht der Moderne und Postmoderne wird ein Katechismus entgegengehalten, der eine meterdicke Staubschicht aufweist.

Hier noch zwei Artikel, die ich für besonders durch den Wind halte: Kontinuität oder Bruch sowie Was heißt „die neue Messe anerkennen“. Und dabei muss ich der Ausdruckskraft meiner Meinung Einhalt gebieten. Nur soviel: In welcher Welt lebt der Verfasser? Gestern oder vorvorgestern? Ach nein, er meint die Piusbrüder! Das ist ja schon klar, dass die nicht in dieser Welt leben. Der Kosmos dieser Vereinigung dreht sich nur um das Eucharistieverständnis der Missa Tridentina.

Ich versteh‘ die Fundis nicht. Sie geben sich so kämpferisch für ein Kirchenbild, das in einer Zeit entstanden ist, in der die Welt am Abgrund stand: Nepotismus und Simonie waren in der Kirche an der Tagesordnung. Gegen diese und andere Missstände in der Kirche galt es eine klare Linie zu vertreten. Das hat das Tridentinische Konzil auch geschafft. Auch in der Priesterausbildung. Aber die Zeiten haben sich geändert. Heute stehen ganz andere Probleme auf der Tagesordnung, auf die die Traditionalisten keine verständliche und befriedigende Antwort haben.

[Hier doch eine Nebenbemerkung in der Revision: Die Welt steht auch heute an einem Abgrund. Auch der ist hausgemacht; betrifft aber weder den religiösen Diskurs noch innerkirchliche Missstände, sondern einen eher handfest existenziellen: der viel zu wenig beachtete Klimawandel mit all seinen leider nur all zu wahren Katastrophen- und Horrorszenarien.]

Abgrenzend von ihnen möchte ich mich als konservativ im positiven Sinne betrachten. Traditionell eingestellt – nämlich den Traditionen der Kirche insbesondere des II. Vatikanums mich verpflichtet fühlend. Dabei sehe ich das Konzil als kontinuierlich in der Reihe der Konzilien stehend an. Es gibt keinen Bruch in der Kirche, jedenfalls nicht durch das Konzil. Die Brüche in der Kirche sind anderer Natur. Das II. Vatikanum hat versucht Antworten zu finden auf die Erfordernisse der Zeit. Weil aber fundamentalistische Kräfte eine Weiterentwicklung der Ideen des Konzils verhindern, verlieren katholische Christen hier in Europa immer mehr an Ansehen. Atheistische „Bewegungen“ werden zunehmend radikaler und der Glaube scheint nicht nur in der römisch-katholischen Kirche zu verdunsten.

Nebenbei: Ich kann es nur als Satire auffassen, wenn Fundamentalisten in ihren Blogs darauf verweisen, dass sie zu den Aussagen des II. Vatikanums stehen würden. Irgendwie kann ich aber schlecht darüber lachen. Aber wahrscheinlich ist das so ein Fundi-Insider-Witz, haha. Tatsächlich entfernen sich viele Katholiken von den Lehrmeinungen des II. Vatikanischen Konzils. Statt dessen gehen sie einen Schritt zurück. Aus Angst vor den Unsicherheiten der Moderne und Postmoderne skandieren sie die Ausführungsbestimmungen des Tridentinischen Konzils, die in der Folge in entscheidender Weise zu Kirchenspaltungen beigetragen haben. Mangelnde Dialogbereitschaft war schon damals der Knackpunkt gewesen. Wäre es zu einem echten Disput zwischen Papst, Luther und Theologen gekommen, so sähe die katholische Welt heute anders aus. Warum soll die Kirche sich nicht weiterentwickeln? Weil das Tridentinum das Non-Plus-Ultra ist?

Viele Fundamentalisten meinen, sie hätten die Wahrheit für sich gepachtet. Da sind die Leute, die Handzettel verteilen gegen die Handkommunion. Wer jemals einen solchen Wisch gelesen hat, kann verstehen, weshalb die Fundamentalisten sich so oft folgender Wörter bedienen: Hölle, Teufel, Linke Theologen (was immer das sein mag – lach mir einen Ast, die Leute, die so etwas schreiben, wissen gar nichts vom real-existiert-habenden Sozialismus in der DDR, pah, und schimpfen auf alle, die „modernistische“ Äußerungen von sich geben – was immer das jetzt schon wieder sein mag) und häretisch und schismatisch. Seien wir mal ehrlich, wer verwendet diese Wörter heute noch im alltäglichen Sprachgebrauch. Die stereotype Antwort darauf kenn‘ ich schon: Deshalb sind sie nicht weniger wahr. „Quid est veritas?“ – Gott ist Wahrheit! Und ob Gott die Rubriken der Extraordinären Messe so gut kennt, wie manche Priester/ Laien oder ob er das Kirchenrecht so genau studiert hat, wage ich zu bezweifeln.

Naja, so viel dazu …

Parallele Realitäten

Gibt es denn so etwas? Da lebst du Jahre lang mit einem Menschen in einem Haus und musst plötzlich erkennen, dass dieser in einer anderen Welt lebt. Und es ist nicht nur ein goldener Käfig, es ist ein ganzes Universum, das er sich zurechtzimmern hat lassen.
Aber es ist müßig, sich in sein krankes Hirn einzugewöhnen. Nachher wird man noch genau so wie er. Sicher: Was die Zukunft bringt, kann man nie so eindeutig steuern oder voraussehen, aber man kann sich vor den Versuchungen fernhalten.

1. Versuchung: Alles dreht sich um mich. Ich bin der Mittelpunkt der Welt. Aus diesem Blickwinkel betrachte ich die Anderen und Alles, was geschieht. „Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich auf ihren Händen zu tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.“ (Mt 4,5) Das hat auch Jesus abgelehnt, obwohl er Gottes Sohn ist.

2. Versuchung: Was ich sage, ist Gesetz. Ich bin hier der Chef und lasse das die Anderen auch spüren. Worte sind nur dazu da, dass ich sie mir zurechtbiege, ob sie nun falsch sind oder nicht. „Jesus aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“ (Mt 4,4) Damit macht er eindeutig klar, wer das Gesetz ist.

3. Versuchung: Erniedrigungen und Beleidigungen darf nur ich ausstoßen, denn ich bin zutiefst verletzt und gehe über Leichen. Ich bin ein moderner Mensch. In der kapitalistischen Welt von heute zählt nur, was man zählen kann und mein Ellenbogen. Und Satan sprach: “ Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest. Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.“ (Mt 4,9.10)

Die Besten

„Auch

die Besten

brauchen

Beratung.

Sonst

wären

sie nicht

die Besten.“

gefunden auf Bestatterweblog.